Es handelt sich um eines dieser Themen, die man in der Pferdewelt gern und häufig diskutiert. Es gibt dazu verschiedene Meinungen, Theorien, Behandlungsmethoden und unterschiedliche Mittel. Die Rede ist von kleinen Parasiten: Würmer beim Pferd sind nicht nur lästig, sie können auch gefährlich werden.
In der freien Natur weiden Pferde eine Fläche ab und ziehen dann weiter. Das ist ein wirksamer Schutz der Natur, denn so können sie sich nicht mit ihren eigenen Würmern erneut infizieren. Finden sich zu viele Pferdeäpfel auf einer Wiese, suchen sich die Tiere einfach eine andere Futterquelle. Weil wir unsere domestizierten Pferde nur auf den immer gleichen Flächen halten, ist das Risiko eines Wurmbefalls erheblich höher. Im folgenden Artikel stellen wir Ihnen die unterschiedlichen Arten Würmer beim Pferd und die Behandlungsmöglichkeiten vor, damit Sie bei diesem Thema gut informiert sind.
Welche Würmer beim Pferd gibt es?
Wurmbefall ist nicht gleich Wurmbefall. Es gibt verschiedene Sorten der Parasiten, die nicht mal alle nur im Darm vorkommen bzw. dort ihr Unwesen treiben. Man unterscheidet die folgenden Würmer beim Pferd:
- Kleine Strongyliden: Sie gehören zu den Rundwürmern, sind weiß und ca. 4 bis 26mm lang und kommen sehr häufig beim Pferd vor. Man unterteilt diese Art sogar noch mal in etwa 50 verschiedene Untergattungen. Das Pferd nimmt die Wurmlarven mit dem Futter auf. Diese wachsen im Darm heran und ernähren sich dabei von der Darmschleimhaut, was zu Entzündungen und größeren Schäden führen kann. Im Winter legen sie eine „Ruhepause“ beim Wachstum ein, im Frühjahr verlassen sie den Pferdekörper, was sich in Durchfall, Kotwasser, Koliken usw. äußern kann. In einer Kotprobe kann man die Würmer nachweisen, jedoch nicht die eingekapselten Larven in ihrem Winterzustand.
- Große Strongyliden: Die gefährlichste Art der großen Strongyliden ist der Blutwurm, den man umgangssprachlich auch „Horse Killer“ nennt. Sie sind rotbraune Rundwürmer, die im ausgewachsenen Stadium 1,7 bis 2,5cm lang werden. Die Larven dieser Würmer beim Pferd nisten sich in den Wänden der Darmarterien ein, die ausgewachsenen Parasiten im Blind- und Dickdarm. Wandern die Larven durch den Körper, entstehen dadurch oft große Schäden. Sie lösen dabei nämlich oft Blutungen im Darm und Verletzungen der Arterien aus. Schwere Koliken, Fieber, struppiges Fell, Appetitverlust und teilweise Lahmheiten der Hinterbeine gelten als Symptome für den Befall mit großen Strongyligen. Man kann in einer Kotuntersuchung nur die Eier feststellen, die Larven jedoch nicht, da diese in den Arterien leben und daher nicht mit dem Kot ausgeschieden werden.
- Spülwürmer: Diese Würmer beim Pferd sind 1,5 bis 5cm lang. Wie bei den anderen Wurmarten nimmt das Pferd die Eier oral auf. Die Larven, die daraus schlüpfen, wandern in die Blut- und Lymphbahnen; so gelangen sie schließlich über die Leber in die Lunge. Von dort aus können sie sich bis in den Rachen fortbewegen. Dort schluckt sie das Pferd wieder herunter und die Würmer nisten sich im Dünndarm ein, wo sie als ausgewachsene Würmer wiederum Eier ablegen. Betroffene Pferde haben oft chronische Darmentzündungen, Kotwasser, Durchfall, Koliken und Lungenentzündungen. Die Larven der Spulwürmer können mitunter auch in andere Organe oder ins Hirn wandern, wo sie ebenfalls schwere Schäden verursachen können. Die Eier kann man mit einer Kotprobenuntersuchung feststellen, ausgewachsene Würmer findet man teilweise sogar mit bloßem Auge im Pferdekot.
- Pfriemenschwanz: Diese Rundwürmer werden 9 bis 18mm lang, leben im Blind- und Dickdarm und ernähren sich dort von den Darmschleimhäuten wie die kleinen Strongyliden. Nach der Entwicklungszeit (ca. 4 bis 5 Monate) wandern die Weibchen in die Analgegend des Pferdes, um dort ihre Eier abzulegen. Diese Eier, die in Form von „Schnüren“ zusammenkleben, verursachen starken Juckreiz. Daher kratzen und scheuern sich betroffene Pferde die Analgegend bzw. die Schweifrübe sehr stark. Mit einem Analabstrich kann man die Würmer nachweisen, die klebrigen „Eischnüre“ kann man auch unter der Schweifrübe erkennen. Dann sollte man sie gründlich abwaschen.
- Zwergfadenwurm: Diese Würmer beim Pferd gefährden vor allem Fohlen. Denn die Zwergfadenwürmer können auch ohne Wirt überleben und sich teilweise durch die Haut der Saugfohlen bohren, um sich in ihnen einzunisten. Sie können sich aber auch über die Muttermilch mit den Würmern infizieren. Dann treten Durchfall, Darmschleimhautentzündungen, Mattigkeit, Wachstumsstörungen und Lungenblutungen auf. Bei einer Kotprobe findet man die Larven oder Eier meist nur, wenn der Kot nicht älter als 12 Stunden ist, was sich in der Praxis als sehr schwierig erweist.
Weitere Wurmarten
- Lungenwurm: Diese Art der Würmer beim Pferd sind für die Wirtstiere sehr gefährlich. Die Lungenwürmer sind recht groß (2,5 bis 7cm lang), ihre Larven wandern durch die Blutbahnen in Bronchien und Lunge. Virale Infektionen, Husten, Lungenentzündungen, Mattigkeit und Fressunlust sind die Folge. Oftmals erkennt man aber die wahre Ursache hinter diesen Symptomen bzw. Folgekrankheiten nicht und behandelt dann nur die Lungenentzündung. Die Würmer legen im Pferd keine Eier ab, weswegen ihr Nachweis über eine Kotprobe fast unmöglich ist.
- Bandwurm: Dieser Wurm wird 3 bis 8 cm lang und zählt zu den Plattwürmern. Er nistet sich an den Übergängen von Dünn- und Blinddarm ein und verursacht Verstopfung, Koliken, Durchfall und Gewichtsabnahme, auch wenn die Pferde normal fressen. Es kann bei schwerem Befall sogar zu Rissen und Entzündungen im Darm kommen. Moosmilden nehmen die Eier des Bandwurms auf und das Pferd frisst diese leider oft beim Grasen auf der Weide mit. Im Spätsommer und Herbst ist die Moosmilbe sehr verbreitet, weshalb es vor allem zu dieser Zeit häufig zu einer Infektion mit dem Bandwurm kommt. Ausgeschiedene Bandwürmer findet man bei stärkerem Befall manchmal im Pferdekot.
- Magendassel: Die rötlichen Larven der Magendassel sind etwa 1,5cm lang. An sich zählen sie nicht zu den Würmern, da sie sich später zu Fliegen entwickeln, nämlich zur Dasselfliege. Von Juni bis September legt diese Fliege ihre Eier am Fell des Pferdes ab, am liebsten an den Vorderbeinen, Flanken und den Schultern. Diese gelblichen Eier kann man sehen und muss sie sofort entfernen! Denn das klebrige Sekret, mit dem die Fliegen die Eier befestigen, veranlasst die Pferde dazu, die betroffenen Stellen zu belecken. So nehmen die Pferde aber die Eier auf. Schon in der Maulhöhle kann es dadurch zu Entzündungen, Schwellungen und sogar Schluckbeschwerden kommen. Später wandern die Larven in den Magen, wodurch Geschwüre, Schleimhautentzündungen, Blutungen, Koliken und sogar ein Magendurchbruch entstehen können. Nach 8 bis 10 Monaten werden die Larven ausgeschieden, um sich im Freien zu verpuppen und dann zu den Dasselfliegen zu werden.
- Magenwürmer: Diese Würmer können von infizierten Stechmückenübertragen werden. Die Larven wandern von der Blutbahn in den Magen des Pferdes. Sie können auf diesem Weg einige Organe durchwandern und so zu Schäden führen. Die erwachsenen Würmer lösen meist eine Magenschleimhaut-Entzündung aus. Die betroffenen Tiere haben weniger Appetit, häufiger Koliken, wirken geschwächt und es kann zu Blutungen kommen.
Wie bekämpft man Würmer beim Pferd?
Je nachdem, welche Art der Würmer beim Pferd vorliegen, ist auch die Behandlung anders. Magendasseln und Lungenwürmer erfordern aufgrund ihrer anderen Spezies bei der Dasselfliege bzw. ihres anderen Wirkungsraums beim Lungenwurm eine andere Behandlung bzw. andere Medikamente als „normale“ Wurmarten.
Aber: Liegt ein Befall vor, muss man auf jeden Fall handeln. Ob man vorbeugend und regelmäßig entwurmt oder nur bei einem tatsächlich nachgewiesenen Befall, bleibt den Pferdebesitzern meist selbst überlassen. Je nachdem, welche Art Würmer beim Pferd vorhanden sind, wählt der Tierarzt ein entsprechendes Präparat zur Entwurmung. Bei speziellen Würmern wie etwa den Großen Strongyliden können diese Wurmkuren ziemlich teuer ausfallen.
Sinnvoll ist es, die bisher beweideten Flächen für einen gewissen Zeitraum zu sperren. Sonst besteht die Gefahr, dass die Würmer bzw. ihre Eier noch im Gras vorhanden sind und die Pferde sich erneut damit infizieren. Außerdem sollte man Pferde, bei denen der Test positiv ausfiel, von den gesunden Tieren trennen, um eine Ausbreitung zu verhindern.
Selektive Entwurmung: Hilft sie gegen Würmer beim Pferd?
Seit einigen Jahren gibt es die selektive Entwurmung. Der große Unterschied zur konventionellen Wurmkur ist, dass nicht vier Mal pro Jahr alle Pferde eines Bestandes eine Wurmkur bekommen, sondern dass man Kotproben einsammelt. Diese lässt man dann im Labor vom Tierarzt auf Wurmeier untersuchen.
An der Methode scheiden sich jedoch die Geister. Viele begrüßen sie, da man die Pferde ja nicht entwurmen muss, wenn gar keine oder nur kaum Wurmeier vorhanden sind. Somit belastet man die Tiere nicht unnötig mit chemischen Medikamenten. Andererseits schon es die Umwelt, da die belasteten Pferdeäpfel nach der Wurmkur entfallen.
Anderen wiederum ist die selektive Entwurmung jedoch zu unsicher. Schließlich gibt es einige Wurmarten, die man nicht durch eine Kotprobe nachweisen kann (s.o.). Daher sollte man immer selbst entscheiden, ob man „normal“ entwurmen oder auf die selektive Entwurmung setzen soll. Hier erfahren Sie mehr zum Thema (selektiv) entwurmen.
Was kostet die Behandlung, wenn Würmer beim Pferd vorliegen?
Die Kosten der Behandlung richten sich ganz danach, welche Art der Würmer beim Pferd gefunden wurden, wie stark der Befall ist und ob bzw. welche Strukturen bereits geschädigt sind. Je nachdem, ob dazu eine schwere Kolik oder Schleimhautentzündung kommt, muss eventuell sogar in diesem akuten Fall eine Not-OP erfolgen. Dann können die Kosten sogar bis zu 12.000€ betragen! In anderen Fällen, in denen der Tierarzt nur Medikamente verordnet, sind die Kosten nicht ganz so hoch. Teuer werden kann es mit Diagnostik, teilweise mehrfacher Entwurmung und Nachkontrolle, ob alle Parasiten verschwunden sind, trotzdem allemal.
Das Geld für eine solche Behandlung können Sie aber mit einer passenden Pferdeversicherung einsparen. Vor den Kosten einer Operation schützt die Pferde-OP Versicherung. Ambulante Behandlungen (also alles außer einer Operation) sind hier leider nicht versichert. Dafür brauchen Sie die Pferdekrankenversicherung. Diese übernimmt OPs, ambulante Behandlungen und auch die regelmäßigen Kontrollen, die man beim erkrankten Pferd durchführen sollte. Wichtig: In beiden Versicherungen sind auch spezielle Diagnose-Methoden (Röntgen, MRT, CT) versichert! Natürlich muss die entsprechende Versicherung aber schon vor einer möglichen Erkrankung abgeschlossen worden sein.
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