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Kehlkopfpfeifen: Wenn das Pferd „tönt“

Kehlkopfpfeifen: Wenn das Pferd „tönt“

Vom Kehlkopfpfeifen hat sicherlich jeder Pferdebesitzer schon mal gehört oder kennt sogar ein betroffenes Pferd. Man bezeichnet diese Erkrankung umgangssprachlich auch als „Tönen“ oder spricht davon, dass das Pferd „einen Ton hat“. Diese Bezeichnung kommt daher, dass man sogenannten „Pfeifern“, also den erkrankten Tieren, beim Einatmen (unter Belastung) ein tonartiges Geräusch hören kann. Dieses Pfeifen gibt der Krankheit auch ihren Namen. Ursachen, Symptome und Informationen zur Behandlung von Kehlkopfpfeifen finden Sie im folgenden Artikel.

Was genau ist das Kehlkopfpfeifen?

Bei der Erkrankung handelt es sich um eine chronische Atemstörung, die durch eine (halbseitige) Kehlkopflähmung entsteht. Dabei ist der linke Nervus laryngeus recurrens, deutsch Stimmnerv oder rückläufiger Kehlkopfnerv, geschädigt. Dieser Nerv ist für alle Muskeln des Kehlkopfes zuständig, ist aber durch die Verschlingung mit der Aorta besonderen Belastungen ausgesetzt. Durch diese Nervenschädigung ist das Stimmband auf der linken Seite gelähmt. Deswegen „flattert“ es nur unkoordiniert im Luftstrom bei der Atmung und erzeugt das charakteristische Geräusch des Kehlkopfpfeifens. Das Einatmen wird für das Pferd durch diese Lähmung leider eingeschränkt, was man vor allem unter Belastung bemerkt.

Ursachen und Symptome

Die Nervenschädigung kann durch eine schwere Erkrankung der Atemwege, beispielsweise Druse oder Bronchitis, hervorgerufen werden. Nach einer solchen Krankheit sollten Sie also vermehrt auf mögliche Symptome des Kehlkopfpfeifens achten. Verletzungen und Tumore können den Nerv ebenfalls schädigen. Bei manchen Pferden ist die Lähmung des Nervs sogar angeboren. Auf Dauer führt auch falsches Reiten zum Kehlkopfpfeifen! Denn wird das Pferd zu eng geritten, sorgt dies (oft in Kombination mit einem zu engen Kehlriemen) für eine Quetschung des Kehlkopfes, die wiederum den Nerv beeinträchtigen kann.

Obwohl der laute Ton der Krankheit ihren Namen gab, ist es heute erwiesen, dass manche Pferde darunter leiden, ohne dieses Geräusch zu verursachen. Man vermutet, dass sogar 30 bis 40% der an Kehlkopfpfeifen erkrankten Tiere „lautlos“ leiden. Weitere Symptome, nach denen Sie also neben dem Atemgeräusch Ausschau halten sollten, sind die folgenden:

  • Das Pferd gerät gerade im Galopp (hier benötigt es aufgrund der Anstrengung am meisten Sauerstoff) extrem schnell außer Atem. Es schwitzt dabei oft unnormal viel und atmet sehr schnell und angestrengt.
  • Oft klingt das Wiehern des betroffenen Pferdes viel leiser und heiserer als bei gesunden Artgenossen bzw. als vor der Erkrankung.
  • Leistungsabfälle und Bewegungsunlust sind ebenfalls keine Seltenheit. Schließlich möchte sich ein Pferd, das nur schwer Luft bekommt, selten so viel bewegen wie früher.

Bei extremen Fällen von Kehlkopfpfeifen ist die Luftzufuhr so stark eingeschränkt, dass das Pferd auch ohne Belastung unter Atemnot leidet. Dies erkennt man an „japsenden“ Atemgeräuschen und starker Kurzatmigkeit. Solche Pferde sind nicht mehr belastbar oder gar reitbar, denn die Atemnot kann hierbei zu Erstickungsanfällen führen!

Kann man das Kehlkopfpfeifen behandeln?

Den geschädigten Nerv kann man leider nicht wiederherstellen. Die Nervenschädigung ist also irreversibel und damit nicht mehr heilbar. Es gibt aber einige Möglichkeiten, durch einen operativen Eingriff die Atemfunktion wieder stark zu verbessern. Dazu muss allerdings gesagt sein, dass die OPs nur in 50 bis 80% der Fälle erfolgreich sind und eine Verbesserung der Symptome herbeiführen. Durch die Operation wird zudem meist die eigentliche Funktion des Kehlkopfes, nämlich beim Fressen das Einatmen von Futter zu verhindern, beeinträchtigt. Dadurch kann sich das Pferd leichter verschlucken, was in extremen Fällen zu einer Schlundverstopfung führen kann. Man sollte sich eine Operation also gut überlegen und sich dazu vom behandelnden Tierarzt beraten lassen.

Je nach Schwere des Falles gibt es die folgenden Operationen beim Kehlkopfpfeifen:

  • Man kann benachbarte Nerven in den Kehlkopf teilverlagern, sodass die Muskulatur wieder steuerbar ist.
  • Die Entfernung der sogenannten Stimmtasche ist ebenfalls möglich. Dies soll die Stimmbänder straffen und damit das „Blockieren“ des gelähmten Stimmbandes verhindern.
  • Manchmal wird auch ein Implantat eingesetzt, das die Stimmbänder wieder strafft.
  • Bei schwereren Fällen entfernen die Tierärzte oft den Stellknorpel im Kehlkopf oder nähen das Stimmband am Gaumen fest, damit es den Luftstrom nicht mehr behindert. Vor allem bei dieser Variante ist ein häufigeres Verschlucken oftmals die Folge, weil der Kehlkopf dadurch nicht mehr richtig schließen kann.

Sprechen Sie also vor einer möglichen Operation eingehend mit Ihrem Tierarzt. Manchmal ist es auch sinnvoll, sich eine zweite Meinung einzuholen und das Pferd einem anderen Arzt vorzustellen. Bei manchen Freizeitpferden, die nur leichte Arbeit verrichten und zudem nur eine leichte Form des Kehlkopfpfeifens aufweisen, ist der Verzicht auf eine OP oft besser. Diese Pferde sind nämlich in ihrem täglichen Leben nicht unbedingt stark durch ihre Erkrankung eingeschränkt. Passt man die Belastung entsprechend an und unternimmt zum Beispiel häufig lange, gemütliche Ausritte, kommen die Tiere damit meist gut zurecht. Damit entgeht man dann dem Risiko, dass die Erkrankung nach der OP nicht geheilt ist und man dem Pferd diese Strapazen völlig unnötig zugemutet hat. Dies muss aber immer individuell entschieden werden.

Wird operiert, muss dies immer unter Vollnarkose geschehen. Danach ist mit acht bis zwölf Wochen Regenerationsphase gerechnet werden, bis der operierte Kehlkopf vollständig verheilt ist.

Welche Kosten kommen bei einer Operation beim Kehlkopfpfeifen auf mich zu?

Je nachdem, welcher Eingriff erfolgt, und welche Diagnose-Methoden zuvor eingesetzt wurden, kann eine Operation bei dieser Erkrankung sehr teuer ausfallen. Möglich sind hier bis zu 4.000€. Denn neben der eigentlichen OP kommen schließlich noch die Kosten für die Diagnose (z.B. Ultraschall und Leistungstest durch den Tierarzt), Medikamente während der OP (das Mittel für die Vollnarkose ist schon sehr teuer) und für die Nachbehandlung dazu. Denn meist muss das Pferd nach der OP in seiner Erholungsphase noch in der Tierklinik bleiben, damit die fachkundige Kontrolle gewährleistet ist.

Vor den hohen Kosten einer solchen Operation – und natürlich auch bei allen anderen OPs – können Sie sich aber mit der passenden Pferdeversicherung schützen. Gemeint ist damit entweder die Pferde-OP Versicherung (übernimmt nur Kosten bei OPs und ist dabei sehr günstig) oder die Pferdekrankenversicherung (übernimmt neben OPs auch alle ambulanten Behandlungen, Kontrolluntersuchungen usw., kostet aber etwas mehr). Natürlich müssen Sie die Versicherung schon vor einer möglichen Erkrankung/ Verletzung abgeschlossen haben. Eine Haftpflicht für einen PKW zahlt ja beispielsweise auch nicht, wenn Sie sie erst nach einem Unfall abschließen. Diese Versicherungen stellen dann aber einen sicheren Schutz dar, der Ihnen wie beim Kehlkopfpfeifen (und vielen anderen Krankheiten) viele Kosten erspart.

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