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Nachgeburtsverhaltung beim Pferd: gefährliches Risiko

Nachgeburtsverhaltung beim Pferd: gefährliches Risiko

Jedem Pferdeliebhaber und -besitzer  geht das Herz auf, wenn er ein niedliches kleines Fohlen sieht. Deswegen ist auch bei vielen Freizeit- und Turnierreitern der Wunsch groß, die eigene Stute irgendwann decken zu lassen und ein Fohlen aus ihr zu ziehen. Gerade wenn die Stute herausragende Talente hat, besonders rittig ist oder ihrem Besitzer anderweitig viel Freude macht, ist das sehr verlockend. Man sollte jedoch dabei immer bedenken, dass Trächtigkeit und Geburt mit einigen Risiken verbunden sind. Auch (Hobby-)Züchter müssen solche Aspekte bei ihrer Arbeit berücksichtigen. Ein solcher ist beispielsweise die Nachgeburtsverhaltung beim Pferd. Diese kommt recht häufig bei Stuten (und auch bei Kühen) vor und kann ernsthafte Schäden nach sich ziehen. Alles Wichtige zum Thema Nachgeburtsverhaltung beim Pferd erfahren Sie im folgenden Artikel.

Was genau ist eine Nachgeburtsverhaltung beim Pferd?

Als Nachgeburtsverhaltung beim Pferd (und bei anderen Tierarten, lat. Retentio secundinarum) bezeichnen Tiermediziner den fehlenden Abgang der Nachgeburt, wenn das Fohlen bereits auf die Welt gekommen ist. Bei der Nachgeburt handelt es sich um den (jetzt überflüssig gewordenen) Rest der Plazenta (Mutterkuchen), der zuvor für die Ernährung des Fohlens im Mutterleib sorgte. Kühe und Stuten sind häufig davon betroffen. Bei anderen Säugetieren ist die Erkrankung zwar möglich, aber nur sehr selten.

Normalerweise erfolgt der Abgang der Plazenta relativ zeitnah nach der Geburt. Von einem verzögerten Abstand spricht man, wenn dieser Abgang bis zu drei Stunden nach der Geburt erst auftritt. Eine Nachgeburtsverhaltung beim Pferd liegt vor, wenn bereits mehr als sechs Stunden vergangen sind.

Die Ursachen der Nachgeburtsverhaltung beim Pferd sind noch vollständig geklärt. Sie tritt aber häufig bei älteren Stuten, die noch ein Fohlen bekommen, auf. Auch Eihautwassersucht (wenn zu viel Fruchtwasser während der zweiten Hälfte der Schwangerschaft produziert wird) ist ein möglicher Auslöser. Zudem kommt eine Nachgeburtsverhaltung beim Pferd oft bei Zwillingsgeburten oder schweren Geburtsverläufen vor. Eine geschwächte Gebärmutter (aus verschiedenen Ursachen wie Alter, Mangelerscheinungen usw.) kann ebenfalls dazu führen. Stoffwechselstörungen gehören ebenso zu den möglichen Ursachen wie Stress oder mangelnde Bewegung vor der Geburt.

Was sind die Folgen einer Nachgeburtsverhaltung beim Pferd?

Die Nachgeburtsverhaltung beim Pferd stellt ein großes gesundheitliches Risiko für das Muttertier dar. Sie führt nämlich oft zu einer Endometritis (Gebärmutterschleimhautentzündung). Die Endometritis kommt dadurch zustande, dass über die Plazenta/ Nachgeburt Keime in die Gebärmutter eindringen können. Diese Entzündung kann sich zu einer Septikämie ausweiten, besonders wenn die Stute nach der Geburt ohnehin geschwächt ist. Die Septikämie ist eine Gesamtinfektion des Organismus, die beispielsweise durch die Bakterien, die schon die Endometritis verursacht haben, ausgelöst wird (Blutvergiftung). Dieser Zustand ist lebensbedrohlich für das Tier und führt nicht selten zum Tod. Es kann außerdem zu einer sogenannten Geburtsrehe kommen, die eine Form der Belastungsrehe darstellt.

Auch bei weniger extremen Verläufen hat die Nachgeburtsverhaltung beim Pferd jedoch Folgen. Sie führt nämlich oft zu einer verminderten Fruchtbarkeit, was gerade für Züchter relevant ist, die die Stute eigentlich weiterhin zur Zucht einsetzen wollen. Manche Stuten werden durch die Nachgeburtsverhaltung beim Pferd sogar komplett unfruchtbar.

Aber auch für das neugeborene Fohlen kann die ausbleibende Nachgeburt der Mutter Folgen haben. Denn sie führt bei der Stute oft zu einer verminderten Milchleistung, weshalb das Fohlen nicht genug Muttermilch aufnehmen kann. Dann muss man ihm zusätzlich Ersatzmilch verabreichen, um seine ausreichende Versorgung sicherzustellen. Ansonsten drohen Unterentwicklung, Mangelerscheinungen und daraus resultierende Erkrankungen.

Übrigens: Bei ca. 2 bis 10% aller Fohlengeburten kommt es zu einer Nachgeburtsverhaltung beim Pferd!

Wie behandelt man eine Nachgeburtsverhaltung beim Pferd?

Wenn sich die Nachgeburt nach einigen Stunden noch nicht gelöst hat, muss der Mensch eingreifen. Denn ansonsten kann es zu den beschriebenen Folgen kommen. Schon nach etwa zwei Stunden, empfehlen die meisten Tierärzte, sollte man therapeutisch eingreifen.

Dabei ist das richtige Vorgehen sehr wichtig. Dafür sollte man außerdem immer einen Tierarzt konsultieren, falls während der Geburt nicht ohnehin schon einer anwesend ist. Hängen Teile der Nachgeburt aus der Vagina der Stute heraus, darf man auf keinen Fall versuchen, sie herauszuziehen! Dann ist es besser, auf das Eintreffen des Tierarztes zu warten. Denn beim Herausziehen kann es sein, dass die heraushängenden Teile nur abreißen, der Rest aber im Pferd verbleibt. Das erschwert das weitere Vorgehen.

Der Tierarzt bindet die Nachgeburt meist hoch oder beschwert sie fachmännisch mit einem Gegenstand. Dadurch unterstützt er das Ablösen der Nachgeburt in der Gebärmutter, ohne zu große Kraft wie beim Ziehen darauf auszuüben. Außerdem erhält die Stute meist Medikamente, die den Vorgang erleichtern, sowie Schmerzmittel. In der Regel kommen auch Antibiotika zum Einsatz, um eine Gebärmutterschleimhautentzündung zu verhindern. Danach sollte das Tier am besten in der Klinik untergebracht werden, um es zu beobachten und weitere Maßnahmen zu ergreifen. Die Stute sollte nämlich tägliche Gebärmutterspülungen erhalten, um das Risiko für eine Endometritis weiter zu senken. Außerdem kann man so eine Reheprophylaxe einleiten und zusätzlich das Fohlen überwachen.

Zeigt die Stute nach der Geburt Fieber, wenig Appetit und Rehe-Symptome, kann es sein, dass Reste der Nachgeburt in der Gebärmutter verblieben sind. Dann muss diese unbedingt sorgfältig gespült werden, bis alle Reste entfernt sind!

Was kostet die Behandlung einer Nachgeburtsverhaltung beim Pferd?

Je nachdem, wie lange das Ablösen der Nachgeburt mit tierärztlicher Hilfe dauert, können die Kosten für die Behandlung steigen. Das hängt auch damit zusammen, welche Medikamente in welchen Dosen die Stute benötigt. Gebärmutterspülungen kommen häufig hinzu und machen die Gesamtrechnung noch teurer. Muss die Stute zur Beobachtung in die Klinik, kommen dort weitere Kosten für Untersuchung, Behandlung und natürlich die Unterbringung in der Tierklinik dazu.

Pferde bringen ihre Fohlen oft nachts zur Welt. Muss dann ein Tierarzt wegen einer Nachgeburtsverhaltung beim Pferd kommen, kann auch dieser Zeitpunkt die Rechnung erheblich verteuern. Denn arbeitet der Tierarzt im Notdienst (also nachts oder am Wochenende), ist er dazu berechtigt, den zwei- oder dreifachen Satz der GOT (Gebühren-Ordnung für Tierärzte) abzurechnen, weil ein Mehraufwand vorliegt. Das heißt, dass die nächtliche Behandlung doppelt oder dreifach so teuer sein kann wie im „Normalfall“. Insgesamt kommt man also schnell auf mehrere Hundert Euro oder sogar schon Kosten im unteren vierstelligen Bereich.

Vor diesen Kosten können Sie sich aber mit einer passenden Pferdeversicherung schützen. Dafür bietet sich vor allem die Pferdekrankenversicherung an. Diese übernimmt nämlich nicht nur bei Operationen (wie die Pferde-OP Versicherung), sondern auch bei ambulanten Behandlungen (etwa bei einer Nachgeburtsverhaltung beim Pferd) die Tierarztkosten. Auch den Klinikaufenthalt sowie die weiteren Maßnahmen trägt diese Versicherung für Sie. Sie können sich über beide Versicherungen noch genauer informieren, wenn Sie den Links im Text folgen.

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