Die Fohlenlähme hat ihren Namen durch die Gelenksentzündungen, die sie oft begleiten. Durch diese Entzündungen bewegt sich das Fohlen nämlich kaum, weil es Schmerzen hat. Es kann also schnell der Eindruck entstehen, dass das Tier gelähmt wäre. Hat man eine tragende Stute oder ein Saugfohlen, sollte man unbedingt über diese Erkrankung informiert sein. Das Gleiche gilt, wenn man mit seiner eigenen Stute züchten möchte. Denn die Fohlenlähme stellt immer ein mögliches Risiko dar. Im folgenden Artikel haben wir Ihnen daher die wichtigsten Informationen zu dieser Krankheit zusammengefasst.
Eigentlich heißt die Fohlenlähme medizinisch korrekt Fohlenseptikämie oder Fohlenpyämie. Sie ist eine perakut (sehr schnell auftretend) bis akut verlaufende Infektionskrankheit bei Saugfohlen. Die Infektion kann jedoch schon im Mutterleib oder während der Geburt geschehen.
Septikämie bedeutet, dass der gesamte Organismus eines Lebewesens betroffen ist. Die Pyämie ist eine Sonderform der Sepsis (= Blutvergiftung), bei der sich die Erreger vom ursprünglichen Herd aus in andere Organe des Körpers ausbreiten. Dabei spricht man – wie bei der Krebs-Erkrankung – vom Metastasieren.
Mit der Fohlenlähme bezeichnet man also eine Blutvergiftung, die sich durch bestimmte Keime im gesamten Körper des Fohlens ausbreitet. Daher verläuft die Krankheit auch oft tödlich, wenn man sie nicht entsprechend behandeln lässt.
Es gibt verschiedene Erreger, die in unterschiedlichen Phasen zu einer Infektion führen.
Bei der sogenannten Frühlähme entsteht die Infektion bereits im Mutterleib. Hier sind oft Salmonellen der Auslöser. Die krank geborenen Fohlen sterben meist innerhalb weniger Tage, weil sie zu schwach zum Überleben sind.
Erkrankungen während der Geburt (über keimbelastete Geburtswege) haben ihren Ursprung in einer Infektion mit Streptokokken, Staphylokokken, Chlamydien, Klebsiellen oder E. Coli, von denen die meisten auch beim Menschen auftreten können.
Die „klassische“ Fohlenlähme, auch Spätlähme genannt, verursachen Erreger der Gruppe Streptococcus zooepidemicus. Diese Form tritt meist eine Woche nach der Geburt auf, wenn das Fohlen sich mit diesen Keimen infiziert. Das passiert in der Regel über den Nabel, der noch nicht vollständig verheilt ist, oder über das empfindliche Verdauungssystem.
Nimmt das Fohlen direkt nach der Geburt kein oder zu wenig Kolostrum, die Erstmilch, auf, begünstigt dies eine Infektion. Denn im Kolostrum sind viele Stoffe (z.B. Antikörper) enthalten, die das junge Pferd zum Aufbau eines intakten Immunsystems benötigt. Deswegen haben besonders Fohlen, deren Mutter bei der Geburt verstirbt oder die das Fohlen nicht annehmen will, ein erhöhtes Risiko für den Ausbruch der Fohlenlähme.
Das kommt darauf an, welche Form der Infektion vorliegt, also ob sich das Fohlen vor, während oder nach der Geburt mit den Erregern infiziert hat.
Bei der pränatalen Form sind die Fohlen von Geburt an so schwach, dass sie kaum lebensfähig sind. Deutliche Zeichen liegen vor, wenn es nicht aufsteht und nicht bei der Mutter trinkt. Solche Fohlen kann man leider kaum behandeln.
Bei den beiden anderen Formen treten die Symptome 24 bis 48 Stunden nach der Infektion auf. Die Fohlen haben Fieber, ein gestörtes Allgemeinbefinden mit starker Unruhe und wollen nicht mehr saugen. Später können Symptome einer Lungenentzündung, Durchfall und Anzeichen einer Meningitis (Hirnhautentzündung) dazukommen. Typisch sind dann auch die schmerzhaft geschwollenen und entzündeten Gelenke, die zu Steifheit und Bewegungsunlust führen und der Krankheit ihren Namen gaben.
Bemerkt man Anzeichen der Fohlenlähme oder hat einen Verdacht auf diese Krankheit, muss man sofort einen Tierarzt verständigen. Denn gerade Fohlen sind so anfällig, dass jede Stunde, die die Infektion nicht behandelt wird, die Überlebenschancen sinken lässt.
Der Tierarzt verabreicht dem Fohlen dann Antibiotika gegen die Erreger. Häufig ist es nach einer Keimbestimmung möglich, gezielte Antibiotika gegen den vorliegenden Erreger zu geben. Da man aber so schnell wie möglich handeln muss, bekommt das Tier immer zuerst ein sogenanntes Breitband-Antibiotikum, das gegen alle Bakterien und Viren wirkt.
Zudem kann man dem Fohlen gegen die Blutvergiftung Plasma- oder Vollblutgaben verabreichen, um wieder gesundes Blut in den Organismus zu bringen.
Übrigens: Vorbeugen kann man der Fohlenlähme häufig durch eine gute Stallhygiene. Man sollte Stute und Fohlen außerdem von anderen Pferden isoliert unterbringen. So kann sich weder das Muttertier noch das Fohlen mit den Erregern infizieren. Die Mutter überträgt schließlich die Erreger schon vor der Geburt auf das Fohlen, wenn sie sie im Körper trägt. Weil sie aber selbst als gesundes Fohlen Antikörper dagegen ausgebildet hat, erkrankt sie nicht selbst. Die Stute bleibt aber leider Überträger und gibt die Keime so an ihr ungeborenes Fohlen weiter.
Außerdem gibt es einen iGG-Fohlentest. Damit kann der Tierarzt den Antikörpertiter des Fohlens bestimmen und so feststellen, ob bereits Keime im Organismus vorhanden sind. Liegt der Wert unter der kritischen Grenze, kann man eine Blutplasmatransfusion aus aufbereitetem Blut der Mutterstute durchführen.
Meist handelt es sich um einen Notfall, wenn man Symptome bei seinem Fohlen feststellt. Denn man kann bei dieser Erkrankung nicht erst bis zum nächsten Tag warten, bis man die Behandlung beginnt. Bei Notfällen, gerade außerhalb der üblichen Arbeitszeiten, berechnen die Tierärzte aber häufig den doppelten oder sogar dreifachen Satz der GOT (Gebühren-Ordnung für Tierärzte). Dadurch erhöhen sich die Kosten also oftmals erheblich.
Sie zahlen neben der Diagnose und Untersuchung auch die eventuelle Titerbestimmung sowie die Antibiotika und die Transfusionen. Nicht jeder Tierarzt kann dies leisten, weshalb das Fohlen samt Mutter oft in eine Tierklinik gebracht werden muss. Dann kommen noch die Kosten für die Unterbringung in derselben dazu. Insgesamt können Sie also bei mehreren Hundert Euro liegen. Dabei ist jedoch nicht gewährleistet, dass das Fohlen die Erkrankung auch überlebt. Selbst bei der Infektion nach der Geburt versterben ca. 50% aller Fohlen an den Folgen der Fohlenlähme.
Mit einer passenden Pferdeversicherung können Sie sich jedoch vor bestimmten Kosten schützen. Es gibt beispielsweise die Leibesfruchtversicherung. Diese ist unter Pferdehaltern noch recht unbekannt und eher selten, lohnt sich aber gerade in solchen Fällen. Diese schützt Sie, wenn das Fohlen vor oder während der Geburt verstirbt. Man kann sie mit der Trächtigkeitsversicherung kombinieren, die Sie vor Tierarztkosten bewahrt, wenn der Mutter etwas während der Trächtigkeit oder bei der Geburt zustößt.
Die Behandlungskosten können Sie jedoch leider nicht zurückerstattet bekommen. Dies wäre mit einer Pferdekrankenversicherung möglich. Diese übernimmt sämtliche Kosten bei Tierarztbehandlungen, selbst bei Operationen. Leider kann man aber erst Fohlen ab dem 3. Lebensmonat versichern lassen. Das macht sie aber wiederum zu einem sinnvollen Schutz für weitere Erkrankungen, Verletzungen und Unfälle, die im Laufe seines Lebens noch auf Ihr Fohlen bzw. Pferd zukommen können.
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