EOTRH: Equine Odontoclastic Tooth Resorption and Hypercementosis

EOTRH: Equine Odontoclastic Tooth Resorption and Hypercementosis

Die Erkrankung mit dem komplizierten Namen Equine Odontoclastic Tooth Resorption and Hypercementosis (kurz EOTRH) betrifft Zähne und Zahnfleisch des Pferdes. Im schlimmsten Fall muss der Tierarzt mehrere Zähne ziehen, weil das Pferd nicht mehr richtig fressen kann. Wegen dieses heftigen Verlaufs ist es besonders wichtig, die ersten Anzeichen sofort zu erkennen und entsprechend zu handeln. Deswegen haben wir Ihnen im folgenden Artikel die wichtigsten Informationen zu dieser Krankheit zusammengefasst.

Was genau ist EOTRH?

Bei EOTRH handelt es sich um eine parodontale Erkrankung bei Pferden, die im Bereich der Zähne und des Zahnfleisches vorliegt. Parodontal bedeutet dabei, dass eine bakteriell bedingte Entzündung vorliegt. Sie kommt vor allem bei älteren Pferden vor. Leider ist sie bisher nicht heilbar.

Die Ursachen für die Entstehung von EOTRH sind bisher nicht vollständig geklärt. Man vermutet verschiedene Faktoren, die eine Erkrankung begünstigen bzw. dazu führen. Dazu gehören zum Beispiel Nekrosen (= Absterben von Zellen) im Bereich des Zahnfleisches (durch Durchblutungsstörungen), größere Belastung der Schneidezähne bei älteren Pferden, genetische Faktoren und verschiedene Mineralien- und Vitaminmängel von Stoffen, die für gesund Zähne wichtig sind. Hier kann es sich vor allem um einen Kalziummangel handeln. Bei Vitaminen kann zudem ein Überschuss von bestimmten Vitaminen die Entstehung der Erkrankung beschleunigen.

Die Symptome von EOTRH treten vor allem im Bereich der Schneidezähne und Eckzähne auf. Hauptsymptom ist das chronische Auflösen der betroffenen Zähne. Andererseits gibt es immer noch zusätzlich die extreme Zahnzementablagerung, Hyperzementose genannt. Odontoklasten (= Dentinfresser; Dentin ist ein großer Bestandteil des Zahns) sind hauptsächlich für diese Prozesse verantwortlich. Das sind Körperzellen, die die Zahnsubstanz an der Zahnwurzel abbauen – aus bisher ungeklärter Ursache tun sie das bei EOTRH viel zu stark. Der Körper versucht dem entgegenzuwirken und die betroffenen Zähne zu stabilisieren. Deshalb wird um die Zahnwurzel zunehmend mehr Zahnzement abgelagert, was dem Pferd starke Schmerzen verursacht.

Anfangs ist die Veränderung im Zahnfleisch äußerlich nicht zu erkennen. Das erkrankte Pferd zeigt jedoch eine reduzierte Nahrungsaufnahme und Unwillen zum Fressen, Abmagerung, Mundgeruch, vermehrte Zahnsteinbildung und Zahnfleischentzündungen. Typisch sind auch ein fortschreitender Rückzug des Zahnfleisches und die Lockerung der betroffenen Zähne. Es können sich auch Fisteln und Abszesse am Zahnfleisch bilden.

Wie diagnostiziert und behandelt man EOTRH?

Weil man dem eigenen Pferd nur selten ins Maul schauen kann, sollte man das Tier also regelmäßig beim Fressen beobachten. Stimmt hier etwas nicht, kann man vorsichtig versuchen, die Lippen zur Seite zu ziehen und die Zähne und das Zahnfleisch zu betrachten. Bemerkt man irgendwelche Veränderungen, sollte man direkt einen Tierarzt rufen. Denn ohne medizinische Hilfe werden die Schmerzen nur immer schlimmer. Es gibt auch gute qualifizierte Pferde-Dentisten (Pferdezahnärzte), die man in diesem Fall rufen kann.

Ein weiterer Punkt, bei dem man aufmerksam werden sollte, sind Widersetzlichkeiten gegen das Gebiss. Gerade Pferde, die sonst bereitwillig die Trense aufnehmen und gut am Zügel laufen, sollte man nicht strafen, wenn sie sich plötzlich nicht auftrensen lassen oder sich beim Reiten gegen die Zügelhilfen wehren. Das ist meist nur der Versuch, dem Schmerz zu entgehen. Ist das Zahnfleisch entzündet oder die Zähne schmerzen, zeigt das Pferd meistens solche deutlichen Reaktionen. Auch hier lohnt sich dann ein Blick in die Maulhöhle oder am besten direkt der Anruf beim Tierarzt oder Pferdezahnarzt.

Der Tierarzt kann dann mittels Röntgenaufnahmen eine eindeutige Diagnose stellen. Denn auf diesen Bildern kann er die typischen Veränderungen am Zahn deutlich erkennen. Außerdem kann man so den Schweregrad des Krankheitsverlaufs feststellen (anhand der Schwere der Zahnzementierungen).

Weil EOTRH bisher nicht heilbar ist, kann man in der Folge als Therapie nur versuchen, die Schmerzen des Pferdes zu lindern und den Fortschritt der Erkrankung aufzuhalten. Man muss dafür die Zähne und den Zahnhalteapparat regelmäßig kontrollieren lassen, um die fortschreitenden Veränderungen im Blick zu behalten. Durch das Kürzen der Schneidezähne kann man die Druckbelastung beim Kauen vermindern und so die Schmerzen in Schach halten, sodass das Pferd wieder einigermaßen fressen kann. Betroffene Zähne zu ziehen, empfehlen ebenfalls viele Tierärzte. Denn so soll man ein Übergreifen der Erkrankung auf die benachbarten Zähne verhindern können. Ist dies bereits geschehen, bleibt jedoch oft ohnehin nichts anderes übrig, als noch mehr Zähne zu ziehen. Denn sonst verweigert das Pferd aufgrund der Schmerzen oft die Nahrungsaufnahme völlig.

Viele Tierärzte arbeiten zusätzlich mit Antibiotika, antiseptischen Spülungen und Zahnsteinentfernung.

Kann man der Erkrankung EOTRH vorbeugen?

Leider gibt es an sich keine Möglichkeit, eine solche Entzündung und degenerative Erkrankung der Zähne zu verhindern. Man kann jedoch auf die Zähne achten und anhand regelmäßiger „Kontrollblicke“ ins Maul erkennen, ob sich etwas negativ verändert. Dazu gehört auch, dass man bei den oben beschriebenen Problemen beim Trensen und Reiten immer an die Zähne denkt und diese dann kontrolliert.

Des Weiteren sollte man die Zähne etwa ein Mal pro Jahr von einem speziellen Fachmann, also einem Pferde-Dentisten, behandeln lassen. Viele Tierärzte bieten zwar auch das Kürzen und Raspeln der Zähne an. Allerdings ist es immer besser, sich auf einen Spezialisten zu verlassen. Wir Menschen gehen schließlich bei Zahnproblemen auch nicht zum Hausarzt, sondern zum Zahnarzt. Der Pferde-Zahnarzt ist bestens mit Erkrankungen und Veränderungen der Zähne vertraut und kann Krankheiten wie EOTRH schon im Anfangsstadium erkennen. Außerdem wirkt man mit dem regelmäßigen Kürzen der Zähne falscher Abnutzung der Zähne und dadurch entstehenden scharfen Kanten entgegen, die dem Pferd ebenfalls Probleme und Schmerzen zufügen.

Wie ist die Prognose bei EOTRH?

Zwar ist die Erkrankung sehr schmerzhaft und nicht heilbar, aber zum Glück nicht lebensgefährlich. Selbst Pferde, denen mehrere Zähne aufgrund von EOTRH gezogen werden müssen, können nach Abheilen der Wunden oft wieder Gras und blattreiches Heu fressen. Eingeweichte Heucobs, Rübenschnitzel und andere weiche Futtersorten sollten dann gefüttert werden. So ist ein normales Pferdeleben weiterhin möglich, solange man auf die veränderten Futterbedürfnisse des Pferdes eingeht.

Was kostet die Behandlung von EOTRH?

Schon allein die Diagnose durch Röntgenbilder fällt sehr kostspielig aus, da der Tierarzt jedes einzelne Röntgenbild in Rechnung stellt. Um klare Bilder zu bekommen, werden manche (unruhigen) Pferde dafür leicht sediert, was ebenfalls zusätzliche Kosten verursacht.

Die Gabe von Schmerzmitteln, Antibiotika und Mundspülungen ist im Vergleich dazu etwas günstiger, summiert sich aber auf die bisherige Rechnung auf.

Besonders teuer wird es dann, wenn ein Zahn oder mehrere Zähne gezogen werden müssen. Weil die Erkrankung nicht heilbar ist und langsam, aber stetig schlimmer wird, ist das bei fast allen erkrankten Pferden irgendwann der Fall. Manchmal müssen sogar alle Schneide- und Eckzähne gezogen werden! Dann entstehen mehrere Tausend Euro Kosten, weil schon das Ziehen eines einzelnen Zahns sehr teuer ist. Dazu kommen noch die Kosten für angewandte Medikamente und die Nachbehandlung bzw. Nachkontrolle. Alles in allem kann EOTRH Sie bis zu 10.000€ kosten!

Deswegen ist es sinnvoll, sich mit einer entsprechenden Pferdeversicherung vor solchen Kosten zu schützen. Vor den Kosten einer Operation schützt die Pferde-OP Versicherung. Ambulante Behandlungen  sind hier leider nicht versichert. Weil Zahnextraktionen heutzutage nicht mehr unter Vollnarkose erfolgen müssen, zählen sie nicht immer als Operation. Eine OP wird bei vielen Anbietern nämlich als ein Eingriff unter Vollnarkose definiert. Bei Zahnextraktionen unter Sedierung würde eine solche Versicherung demnach leider nicht zahlen.  Dafür brauchen Sie also die Pferdekrankenversicherung. Diese übernimmt OPs, ambulante Behandlungen und auch die regelmäßige Zahnkontrolle. Gerade hinsichtlich der oft hohen Folgekosten für die Kontrollen bei EOTRH macht sich eine solche Versicherung also wortwörtlich bezahlt.

War dieser Artikel/Beitrag verständlich für Sie?
[Total: 0 Average: 0]

Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.