Mit dem Begriff Pferdeenzephalomyelitis bezeichnet man eigentlich verschiedene Erkrankungen, die das Gehirn und das Rückenmark des Pferdes betreffen (von griech. Enképhalos = Gehirn, notiaios mýelos = Rückenmark, –itis = bedeutet „Entzündung“). Es handelt sich also um eine Sammelbezeichnung für die Krankheiten Östliche Pferdeenzephalomyelitis (Easten Equine Encephalomyelitis, EEE), Western Equine Encephalomyelitis (WEE), Venezolanische Pferdeenzephalomyelitis (VEE) und die Japanische Enzephalitis. Die Erkrankungen haben alle gemeinsam, dass sie von Viren verursacht werden. Daher sind sie entfernt verwandt mit anderen neurotropen Viruserkrankungen beim Pferd, zu denen beispielsweise auch Tollwut und die Borna-Krankheit gehören. Was Sie über die Enzephalomyelitis beim Pferd wissen sollten, erfahren Sie im folgenden Artikel. Informationen zur Venezolanischen und Japanischen Enzephalitis erhalten Sie, wenn Sie den Links im Text folgen.
Die Östliche Pferdeenzephalomyelitis ist eine fast immer tödlich verlaufende Viruserkrankung bei Pferden. Sie gehört (ebenso wie die anderen Krankheiten aus dieser Gruppe) zu den anzeigepflichtigen Tierseuchen. Das bedeutet, dass man bzw. der behandelnde Tierarzt die Erkrankung (oder auch nur einen Verdacht) beim zuständigen Veterinäramt anzeigen muss. Dieses Amt ordnet dann bestimmte Maßnahmen zur Bekämpfung der Erkrankung an.
Den Namen erhielt diese Erkrankung, weil man das Virus erstmals in den 30er-Jahren bei einer großen Pferdeepidemie (Seuche) an der Ostküste der USA gefunden hatte. Das Virus, welches die EEE verursacht, ist jedoch noch mal unterteilt in eine nord- und eine südamerikanische Variante. Erstere kommt in der Karibik, im östlichen Kanada und den östlichen US-Bundesstaaten vor. Die zweite tritt in Süd- und Mittelamerika auf, ist aber nicht ganz so aggressiv wie die nordamerikanische Variante des Virus.
Hauptüberträger des Virus sind Mücken. Als Virusreservoir dienen in der Regel Wildvögel und Nagetiere. Virusreservoir bedeutet, dass diese Tierarten das Virus in sich tragen, aber nicht selbst erkranken. Sticht eine Mücke sie, nimmt sie das Virus aber auf und kann es dann an Pferde (oder auch Menschen) weitergeben, welche dann wiederum erkranken.
Der Unterschied zwischen der Östlichen und der Westlichen Pferdeenzephalomyelitis besteht eigentlich nur in dem Erregervirus, welches jeweils andere Merkmale hat. Außerdem kommt die WEE nur in Nordamerika und dort westlich des Mississippis vor, außerdem in Mexiko und Südamerika. Die Westliche Pferdeenzephalomyelitis verläuft allerdings meistens milder als die Östliche, außerdem endet sie nicht so häufig tödlich wie die letztere (ca. 20 bis 30 Prozent (WEE) gegenüber bis zu 90% (EEE)!).
Gefährlich sind diese Erkrankungen leider nicht nur für das Pferd, sondern auch für den Menschen. Denn es handelt sich bei ihnen um sogenannte Zoonosen. Das bedeutet, dass die Pferdeenzephalomyelitis auf den Menschen übertragbar ist. Daher ergeben sich auch wichtige Vorsichtsmaßnahmen für alle Personen, die mit den erkrankten Tieren zu tun haben. Denn auch beim Menschen kann die Erkrankung unter Umständen tödlich verlaufen.
Bis auf den Aspekt, dass die Westliche Pferdeenzephalomyelitis meist etwas milder verläuft, unterscheiden sich die Symptome nicht oder nur geringgradig voneinander.
Infektionen treten vor allem im Sommer/ Frühherbst auf, wenn viele Stechmücken unterwegs sind. Aber nicht alle infizierten Tiere entwickeln Krankheitserscheinungen. Die Inkubationszeit beträgt in den anderen Fällen einen bis 7 Tage. Inkubationszeit nennt man den Zeitraum, der zwischen der eigentlichen Infektion (also dem Insektenstich) bis zum Ausbruch der Symptome vergeht.
Klinische Symptome beider Formen der Pferdeenzephalomyelitis sind Abgeschlagenheit und Fressunlust, Fieber, Rachen- und Gliedmaßenlähmung, Festliegen, Koordinationsstörungen und schlafähnliche Zustände. Diese Zustände nennt man auch Präkoma, weil die damit einhergehende Bewusstseinsveränderung nur noch vom „richtigen“ Koma übertroffen wird. Die Pferde versterben meist innerhalb von zwei bis sieben Tagen nach den ersten Krankheitsanzeichen, vor allem bei der Östlichen Variante. Das Virus schädigt nämlich bei seinem Weg durch den Körper Gehirn und Rückenmark des Pferdes.
Beim Menschen kann die Erkrankung bei ca. 10% der Krankheitsfälle tödlich enden, wenn ein Mensch sich mit dem Virus infiziert.
Das Virus ist mittels eines Bluttestes nachweisbar. Eine Therapie oder gar eine Impfung als Vorbeugung gegen die Westliche Pferdeenzephalomyelitis gibt es leider (noch) nicht. Auch für die EEE gibt es bisher keine Behandlungsmöglichkeiten. Man kann die Pferde aber in Endemiegebieten (also dort, wo die Erkrankung sehr häufig ausbricht) dagegen impfen lassen. Weil die Erkrankung an sich aber unheilbar ist, ordnet das Veterinäramt, das man bei Ausbruch der Pferdeenzephalomyelitis informieren muss, meist die Tötung der erkrankten Pferde an, damit sich die Krankheit nicht verbreitet. Da die Pferde bei der Pferdeenzephalomyelitis meistens ohnehin einen (qualvollen) Tod sterben, besonders durch die EEE, ist es sogar humaner, das Tier zuvor von seinem Leid zu erlösen.
Vorbeugende Maßnahmen ergreift man zum Teil in den Verbreitungsgebieten der jeweiligen Unterart der Pferdeenzephalomyelitis. Diese beschränken sich allerdings darauf, den Hauptüberträger, also die Mücken, zu bekämpfen und beispielsweise dafür zu sorgen, dass ihre Brutstätten vernichtet werden.
Muss man selbst mit seinem Pferd in gefährdete Gebiete reisen (was vor allem bei wertvollen Sport- und Turnierpferden manchmal der Fall ist, wenn sie im Ausland antreten), sollte man auf einen guten Mückenschutz achten. So kann man das Risiko einer Erkrankung vermindern. Auch man selbst als Reiter/ Pferdepfleger sollte sich dann natürlich entsprechend vor den Insekten schützen, da die Viren der Pferdeenzephalomyelitis auch den Menschen befallen können.
An sich kamen alle Arten der Pferdeenzephalomyelitis nur in ihren Verbreitungsgebieten vor. Daher finden sich diese Regionen auch in den Namen der Subtypen der Erkrankung. Allerdings ist es im Zuge der Globalisierung durchaus möglich, dass das Virus nach Europa gelangt. Insekten wie Mücken können schließlich versehentlich mit einem Frachtflugzeug nach Europa kommen. Überleben sie den langen Flug, können sie das Virus hier verbreiten. Außerdem dienen auch Wildvögel, die teilweise sehr lange Strecken zurücklegen, dem Virus als „Wirt“. Gelangen solche Vögel auf ihrer Reise nach Europa, können sie hier gestochen werden und so das Virus an andere Tiere weitergeben. Die Aussage, dass wir und unsere Pferde hier in Europa sicher vor der Pferdeenzephalomyelitis sind, ist also mit Vorsicht zu genießen. Daher steht die Erkrankung sicherheitshalber auch bei den deutschen Veterinärämtern auf der Liste der anzeigepflichtigen Tierseuchen.
Außer den bisher genannten Maßnahmen (Schutz vor Insekten) kann man hier in Europa nicht viel als Prophylaxe tun. Da bisher jedoch auch noch kein Fall dieser Erkrankung hier gemeldet wurde, ist das Risiko bisher auch noch nicht besonders hoch.
Viel wichtiger ist eher, dass man sein Pferd vor anderen Erkrankungen, Verletzungen und Unfällen schützt. Denn es gibt viele Krankheiten, die dem Pferd gefährlich werden können und die hier sehr verbreitet sind. Dazu zählen z.B. Hufrehe, Morbus Cushing, Allergien, Koliken, Magen-Darm-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen wie COB usw. Diese Krankheiten haben außerdem gemein, dass sie für Sie als Pferdebesitzer immer sehr teuer ausfallen. Operationen wie bei Koliken können bis zu 12.000€ verschlingen! Und auch ambulante Behandlungen, etwa bei chronischen Erkrankungen, bringen es im Laufe der Zeit auf bis zu 4.000€.
Um sich davor zu schützen, gibt es aber die passenden Pferdeversicherungen. Vor den Kosten einer Operation schützt die Pferde-OP Versicherung. Ambulante Behandlungen (wenn also nicht operiert wird, sondern z.B. nur Medikamente verabreicht werden) sind hier leider nicht versichert. Dafür brauchen Sie die Pferdekrankenversicherung. Beide Versicherungen sind an sich sehr sinnvoll, haben aber natürlich auch ihre Vor- und Nachteile. Unabhängige Informationen zu beiden Varianten erhalten Sie, wenn Sie den Links im Text folgen.
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