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Ist die selektive Entwurmung beim Pferd sinnvoll?

Ist die selektive Entwurmung beim Pferd sinnvoll?

Die selektive Entwurmung ist ein relativ neuer „Trend“ zum Thema Entwurmung beim Pferd. Allerdings gibt es hier auch viele verschiedene Meinungen dazu. Die einen befürworten die Methode, weil sie dem Pferd unnötige Wurmkuren erspart. Die anderen sind sich nicht sicher, wie zuverlässig sie ist, und entwurmen daher lieber weiterhin regelmäßig und vorbeugend. Im folgenden Artikel wollen wir Ihnen die Vor- und Nachteile der selektiven Entwurmung, die man auch zeitgemäße Entwurmung nennt, darstellen. So können Sie selbst entscheiden, ob Sie diese Methode für Ihr Pferd für sinnvoll halten oder nicht.

Was genau ist die selektive Entwurmung?

Die zeitgemäße und selektive Entwurmung testet anhand einer Kotprobe, ob ein Pferd Wurmeier bestimmter Wurmsorten im Darm hat. Überschreitet diese Menge einen bestimmten Schwellenwert (EpG = Eier pro Gramm Kot), liegt ein Wurmbefall vor, den man bekämpfen muss. Nur dann erhält das betroffene Pferd eine gezielte Wurmkur, die auf diese Wurmart abgestimmt ist. Falls der Wert aber im „grünen Bereich“ liegt und das Pferd damit nicht „verwurmt“ ist, benötigt es keine Wurmkur.

Entwurmt man das Pferd, weil Würmer nachgewiesen wurden, erfolgt danach noch die sogenannte Wirksamkeitsprobe. Sie erfolgt vierzehn Tage nach der Gabe der Wurmkur. So kann der Tierarzt im Labor überprüfen, ob die Wurmkur überhaupt gewirkt hat und sich der Wurmbestand reduziert hat. Falls das nicht der Fall ist, kann es nämlich sein, dass die Würmer bereits gegen das verwendete Medikament resistent sind. Dann muss erneut mit einem anderen Mittel entwurmt werden.

Im ersten Jahr, in dem man sich für diese Methode entscheidet, muss man mindestens vier sogenannte Monitoring-Proben einsammeln. Es gibt zudem verschiedene Tests, die man mit den Kotproben durchführen kann. Dazu zählt zum einen eine Larvenanzucht, das sogenannte McMaster-Verfahren zur Eiauszählung und das kombinierte Sedimentations-/ Flotationsverfahren. So kann man effektiv alle beim Pferd vorkommenden Wurmarten finden, falls welche vorhanden sind.

Die Ergebnisse der Kotproben kann man dann meistens im Internet einsehen. Viele Tierärzte, die die selektive Entwurmung anbieten, nutzen dafür die Webseite von SIDATA Horseware. Dort kann man sich als Pferdebesitzer einloggen und immer auf dem aktuellen Stand bleiben, was die Ergebnisse der Untersuchungen angeht.

Weshalb soll die selektive Entwurmung besser sein als das regelmäßige Entwurmen?

Die Vorteile der zeitgemäßen Entwurmung sind vor allem, dass man den Pferden die normale, alle drei Monate erfolgende Wurmkur erspart. Da diese nur chemische Stoffe enthält, die den Organismus (wie jedes Medikament) auf Dauer belasten, ist das gerade für junge oder ältere Pferde besser. Außerdem schont es die Umwelt. Denn wenn die Pferde die Reste der Wurmkur über den Kot ausscheiden, gelangen die Stoffe auch in die Natur und ins Wasser. So kontaminiert man auch die eigenen Weideflächen der Pferde nicht mit den chemischen Substanzen.

Die selektive Entwurmung kontrolliert, ob überhaupt eine Behandlung notwendig ist. Das ist bei der konventionellen Art zu entwurmen nicht der Fall. Außerdem überprüft sie nach einer notwendigen Wurmkurgabe, ob diese überhaupt erfolgreich war. Auch das gibt es bei der normalen Entwurmung nicht. Man vermeidet somit zudem die Resistenzen-Bildung der Würmer. Häufig ist es nämlich so, dass sich die Würmer, die im Pferd leben, an die Präparate gewöhnen, die das Pferd normalerweise alle drei Monate bekommt. Die Würmer, die die Wurmkur überleben, sind resistent gegen das Medikament. Vermehren sie sich dann weiter, sind auch ihre Nachkommen meist resistent, sodass bei einer erneuten Entwurmung drei Monate später kaum Würmer abgetötet werden. Zwar empfehlen deswegen viele Tierärzte, die Mittel immer wieder zu wechseln, allerdings kann sich auch so ein „Gewöhnungseffekt“ einstellen.

Ein weiterer Vorteil ist, dass man durch die zeitgemäße und selektive Entwurmung überhaupt das erste Mal erfährt, wie „verwurmt“ das eigene Pferd eigentlich ist. Viele Pferde- und Stallbesitzer entwurmen einfach regelmäßig, weil man das eben so macht, obwohl sie gar nicht wissen, ob das Pferd Würmer hat.

Bei gleich bleibendem Bestand kann man zudem die Anzahl der Kotproben pro Jahr verringern. So sollen sich auch die Kosten senken, da zwei Mal jährlich eine Kotprobenuntersuchung günstiger ist als vier Mal pro Jahr die Wurmkur zu kaufen.

Es gibt Wurmarten, die nicht durch eine Ei-Auszählung in der Kotprobe gefunden werden können. Diese, zum Beispiel die großen Strongyliden, kann man aber bei einer Larvenanzucht nachweisen.

Weist die selektive Entwurmung auch Nachteile auf?

Früher, zu Beginn der zeitgemäßgen Entwurmung (ca. 2005), war es nur möglich, auf die kleinen Strongyliden zu testen. Dies ist aber mittlerweile durch die Erweiterung und die verschiedenen Tests nicht mehr der Fall. Auch auf große Strongyliden, Bandwürmer und alle weiteren relevanten Wurmarten beim Pferd kann man heutzutage die Kotproben untersuchen.

Man kann als Nachteile deswegen eigentlich nur nennen, dass das Sammeln der Kotproben gerade in größeren Beständen/ Pferdegruppen nicht immer einfach ist. Pferdebesitzer, deren Pferde in Boxen stehen, haben es da meist leicht. Im Offenstall ist es aber teils schwierig, eine Kotprobe vom eigenen Pferd zu finden. Vor allem bei der Larvenanzucht, für die an drei Tagen gesammelt werden muss, kann das zu Problemen führen. Da hilft meist nur, so lange beim Pferd zu bleiben, bis es sich erleichtert.

Dazu kommt, dass das erste Jahr der selektiven Entwurmung teurer ausfällt als normale Wurmkuren. Das liegt daran, dass meist umfangreich auf alle Wurmarten getestet wird und dass vier Mal eine Probe eingeschickt werden muss. Wenn es danach weniger wird, mindern sich auch die Kosten.

Die selektive Entwurmung stärkt zudem nicht das Immunsystem, wie manche behaupten. Zwar belastet man den Körper des Pferdes nicht mehr häufiger als notwendig mit der chemischen Wurmkur. Aber dadurch gibt es nicht automatisch einen stärkenden Effekt für das Immunsystem.

Welche Kosten entstehen durch die selektive Entwurmung?

Das kommt ganz darauf an, welche Tests das Labor durchführt, wie regelmäßig man Kotproben einschicken möchte und schließlich darauf, ob das Pferde eine Wurmkur benötigt. Standardmäßig kostet eine Auszählung im Labor ca. 20€ (je nach Labor mal mehr, mal weniger). Dies etwa zwei bis vier Mal im Jahr plus eventuelle Kosten für eine Wurmkur und die anschließende Wirksamkeitsprobe. Alles in allem ist die Methode „selektive Entwurmung“ also auf lange Sicht genau so teuer oder sogar günstiger als die konventionelle Methode.

Es gibt jedoch Erkrankungen, Verletzungen und sogar Unfälle bei unseren Pferden, die sehr viel teurer ausfallen können. Das ist beispielsweise bei Koliken, Reitunfällen oder chronischen Erkrankungen der Fall.

Das Geld für eine solche Behandlung (und natürlich auch bei anderen Krankheiten und Operationen) können Sie aber mit einer passenden Pferdeversicherung einsparen. Vor den Kosten einer Operation schützt die Pferde-OP Versicherung. Ambulante Behandlungen (wenn also nicht operiert wird, sondern z.B. nur Medikamente verabreicht werden) sind hier leider nicht versichert. Dafür brauchen Sie die Pferdekrankenversicherung. Diese übernimmt OPs, ambulante Behandlungen und auch die regelmäßigen Kontrollen, die man beim erkrankten Pferd durchführen sollte. Wichtig: In beiden Versicherungen sind auch spezielle Diagnose-Methoden (Röntgen, MRT, CT) versichert! Natürlich muss die entsprechende Versicherung aber schon vor einer möglichen Erkrankung abgeschlossen worden sein.

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